Lebe Farben, geh in den Fluss
Lebe Farben
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Geh in den Fluss
| Gouache/Ölkreide, auf Papier, 40 x 40 cm 2009 |
Ich bin im Fluss und lasse mich treiben
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Mit Sonne und Mond ins Dorf gehen
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Kommentar:Beim Betrachten der vier quadratischen Bilder fallen mir gelbe, orangefarbene, blaue oder grüne Punkte auf, welche neben grösseren farbigen Flecken und Farbflächen die einander nahtlos berühren, eine Art Eigenleben innerhalb des Formates führen. Ich frage mich was diese Punkte bedeuten mögen. Wie ist ihr Verhältnis zu den benachbarten oder weiter entfernten Flecken und Farbformen, welche die Bildfläche insgesamt strukturieren? Was haben sie für eine Funktion innerhalb des Bildfeldes und was verbindet die Malerin der Bilder damit? Liest man zunächst die Bildtitel - „Lebe Farben“ (zu Bild 1) und „Geh in den Fluss“ (zu Bild 2) - klingen diese wie Aufforderungen. Sind es Appelle, welche die Malerin an sich selber richtet oder bin ich gleichsam als Betrachter/in mitgemeint? „Ich bin im Fluss und lasse mich treiben“ (zu Bild 3), liest sich sowohl als Orts- wie auch als Zustandshinweis. „Mit Sonne und Mond ins Dorf gehen“ (zu Bild 4), könnte als Heimkehr von einer sehr weiten Reise interpretiert werden, von der etwas Bedeutendes aus der Ferne nach Hause, in den Nahbereich mitgebracht wird. Ungewiss bleibt dem Betrachtenden und Interpretierenden, was all die Formen, Farben, Elemente und Bildtitel für die Malerin bedeuten. Mit bildnerischen Mitteln agierend, auf bestimmte Vorstellungen reagierend, bleibt uns doch die Vorgehensweise der Entstehung oder die präzise Reise, welche die Malerin zu den Bildern geführt hat, weitgehend verborgen. Was wir sehen sind die fertigen Tableaus. Bilder, die von einer inneren Reise zeugen welche im Kleinen begann, Schritt für Schritt, Fleck für Fleck . Sind es Bilder der Innenwelt einer Aussenwelt oder umgekehrt? Schliesslich bleibt die Frage nach den bunten Punkten und den kleinen Fleckchen vielen möglichen Interpretationen offen. Es sind -für mich als Maler- je nach Situation Ankerstellen, Bojen, Wegmarken oder Orientierungslichter. Sie muten an wie Koordinaten auf einer Landkarte, Werkzeuge die man braucht, um Reisen in fremde Weltgegenden oder gleichsam zu Zonen in sich selbst, ins unbekannte Bild zu unternehmen. Unbekanntes Terrain betreten, erforschen was da ist, entdecken wie es sich anfühlt und aussieht, erfahren wie es schmeckt und riecht – dazu braucht es Neugierde und manchmal Mut. Einige der kleinen Flecken und Punkte in den Bildern von M.L.R. nehmen sich für mich aus wie geheime Zeichen, andere erinnern an blaue oder gelbe Herzen. Sind es etwa doch mehr als blosse Koordinaten, jene lapidaren Bildelemente und Werkzeuge der Malerin, mit deren Hilfe sie den breiten Fluss, das grosse Wasser, im kleinen Format durchquert? „Lebe Farben, geh in den Fluss“, das klingt nach Appell und Aufbruch. Und es zeugt vom Mut, immer wieder im Kleinen, bei sich selber anzufangen. Sich Unsagbarem mit malerischen Mitteln zu Nähern ist eine Möglichkeit dazu. Marie-Louise Romer hat darin ein Ausdrucksmittel für sich gefunden. |
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